Wenn Deutschlands Wälder zu vier Wänden werden…

…Ist das aktiver Klimaschutz

© Foto: Rainer Retzlaff und F64 Architekten BDA

Holzbau in Deutschland

Bei Ein- und Zweifamilienhäusern stieg die Holzbauquote seit 2005 von 13 auf 17 Prozent. Die meisten Holzhäuser werden in Bayern und Baden-Württemberg errichtet. Das verwendete Holz entstammt zum Großteil aus heimischen Wäldern. Der Trend fördert das Wirtschaftswachstum im Mittelstand und im ländlichen Raum und führt zu einer beachtenswerten Reduzierung der CO2-Bilanz der Bauwirtschaft. Die Waldfläche, der Holzvorrat und die Naturnähe der deutschen Wälder werden durch diese Entwicklung nicht negativ beeinflusst.

Weitere Informationen dazu in der Clusterstudie Forst, Holz und Papier 2015

Waldfläche

Waldflächen Bilanz Bayern, Quelle: Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten

In Deutschland beträgt die Waldfläche rund 11,4 Mio. Hektar (ha). Bayern besitzt mit rund 2,6 Millionen ha davon den größten Anteil. Trotz genereller Versiegelungstendenzen durch Siedlungs- und Infrastrukturbelastungen wuchs die Waldfläche in Deutschland zwischen 2002 und 2012 um rund 50.000 ha, die in Bayern allein im Jahr 2015 um rund 126 ha. Der Holzvorrat stieg in diesem Zeitraum in Deutschland um 227,4 Millionen Festmeter (fm) an. Der Holzvorrat in Bayern sank bedingt durch den Waldumbau und einer verstärkten Nutzung der risikoreichen Baumart Fichte um 7,9 Millionen Fm, was 0,8% des Gesamtvorrates entspricht. Wie aus der obriger Abbildung hervorgeht hat die Waldfläche in Bayern seit dem Jahr 1981 kontinuierlich zugenommen.

© Foto: Bayerische Staatsforsten AöR

Holznutzung

In den deutschen Wäldern wird deutlich weniger Holz eingeschlagen als nachwächst. Konkret erreicht der Einschlag in gesamten deutschen Wald mit 95,9 Millionen fm nur 78 Prozent des Zuwachses von 121,6 Millionen fm pro Jahr. Ein Fünftel des Zuwachses verbleibt im Wald und dient dem langfristigen Aufbau stabiler und risikoarmer Mischbestände. In Bayern liegt der Zuwachs mit 29,5 Millionen fm pro Jahr ebenfalls über der jährlichen Nutzmenge von 28,1 Millionen fm.

Bei den Laubbäumen stehen einem jährlichen Zuwachs von 41,5 Millionen fm (Bayern: 7,8 Millionen fm) Holz eine jährliche Nutzung von 18,5 Millionen fm gegenüber (Bayern: 3,3 Millionen fm). Bei Nadelbäumen werden von jährlich zuwachsenden 80 Millionen fm nur 57,2 Millionen fm genutzt (Bayern: 21,7 Millionen fm Zuwachs, 19 Millionen fm Nutzung).

Die Daten stammen aus der Dritten Bundeswaldinventur. Bei dieser repräsentativen Stichprobe werden im 10-Jahres Turnus Daten zu Wald und Forstwirtschaft in Bund und Ländern erhoben. Hier finden Sie weitere Informationen zu Zuwachs und Nutzung.

 

© Foto: Robert Götzfried

Außenhandel mit Holz

4,6 Millionen fm Nadelrundholz werden pro Jahr nach Deutschland importiert. Das entspricht lediglich 8 Prozent des jährlichen Einschlags. 2015 wurden gleichzeitig 1,9 Millionen fm exportiert. Die Menge entspricht 3,3 Prozent des jährlichen Einschlags in deutschen Wäldern. Quelle: Statistisches Bundesamt, Wiesbaden 2017, Stand: 09.01.2017 / 11:59:25

70% des zwischen 2013 und 2015 importierten Nadelrundholzes stammt aus nach FSC oder PEFC zertifizierten Quellen

53% des zwischen 2013 und 2015 importierten Nadelrundholzes stammt aus Polen (25%), Tschechien (22%) und Frankreich (6%) und damit aus direkten Nachbarländern. Quelle: UNIQUE forestry and land use GmbH

Etwas mehr als ein Drittel der deutschen Jahresholzernte würde ausreichen, um das gesamte jährliche Neubauvolumen Deutschlands aus Holz zu errichten (Holzbauanteil 100%). Siehe auch: www.bauenmitholz.berlin

Im gleichen Jahr 2015 betrug der Exportüberschuss für Schnittholz und Holzwerkstoffe 4.5 Mio. m³ Rohholzäquivalent (= die Menge Rundholz, die benötigt wird, um diese Holzprodukte herzustellen). Quelle: Weimar, Holger. Holzbilanzen 2013 bis 2015 für die Bundesrepublik Deutschland. Thünen Working Paper 57. 2016

Dies belegt die gute Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Holzindustrie im internationalen Kontext. Bilanziell werden also bereits heute mehr Häuser aus deutschem Holz gebaut als in der deutschen Holzbaustatistik erscheinen.

© Foto: Robert Götzfried

Naturnähe und Totholzvorrat

Totholz ist ein wichtiger Lebensraum für viele Lebewesen. Als Zersetzungsprodukt speichert Totholz Wasser und Nährstoffe im Waldboden und schützt junge Bäume. Daher ist Totholz ein wichtiger Indikator für die Naturnähe eines Waldes. Auch in Wirtschaftswäldern werden mittlerweile ausreichende Totholzmengen aufgebaut und so naturnahe Strukturen geschaffen.

Zwischen 2002 und 2012 stieg der Totholzanteil in Deutschland um 23,5 Millionen fm an, in Bayern um 5 Millionen fm.

Die Bundeswaldinventur bewertet auch die Naturnähe der deutschen Wälder und stuft schließlich 8,2 Millionen ha bzw. 70 Prozent des deutschen Waldes als naturnah ein. In Bayern wurden 1,9 Millionen ha bzw. 77 Prozent des Waldes als naturnah eingestuft.

In der Ergebnisdatenbank der Bundeswaldinventur finden Sie weitere Informationen zu Totholz und Naturnähe.

© Foto: Robert Götzfried

Klimaschutz

Holz als Baustoff verbessert die CO2-Bilanz der Bauwirtschaft in mehrfacher Weise. Neben der direkten Einlagerung von CO2 im Baustoff liegt ein starker Effekt in der Substitution energieintensiver Alternativbaustoffe. Diese Wirkung kann jedoch nur genutzt werden, wenn Holz als Baustoff genutzt wird. Eine bloße Erhöhung des Waldvorrates durch Stilllegung oder Extensivierung führt zwangsweise zu einem Verzicht auf diesen Substitutionseffekt. Laut der 2015 in Bayern veröffentlichten Clusterstudie wurden 2012 rund 38 Prozent des Klimaschutzbeitrags der Branche durch diese Substitutionswirkung erbracht. Mit 18 Millionen Tonnen CO2 entspricht der Klimaschutzbeitrag der Branche in Bayern einem Viertel der gesamten CO2-Emission im Freistaat.

Weitere Informationen dazu in der Clusterstudie Forst, Holz und Papier 2015

 

© Foto: Robert Götzfried

Graue Energie – Recycling

Als Graue Energie wird jene Energie bezeichnet, die für die Herstellung und für die spätere Entsorgung eines Baustoffes aufgewendet werden muss. Diese ist beim Baustoff Holz im Vergleich zu anderen Baustoffen sehr gering. Zum einen muss für die Herstellung von Holzbaustoffen nur die Energie zum Fällen und Weiterverarbeiten der Stämme aufgewendet werden. Zum anderen lässt sich Holz sehr gut und mit sehr geringem Energieaufwand recyceln. Ausrangierte Holzbalken bspw. Können gehäckselt und zu Presspanplatten weiterverarbeitet werden. Diese Wiederrum lassen sich am Ende ihrer Lebensdauer thermisch verwerten.

Statt viel grauer Energie enthalten Baustoffe aus Holz „Sonnenenergie“, die sich am Ende der Lebensdauer thermisch nutzen lässt. Die Thermische Verwertung von Holz resultiert in einer zusätzlichen CO2 Gutschrift, da bei der Erzeugung von Strom und Wärme aus Holz fossile Energieträger ersetzt werden (Substitutionseffekt).

Die Hälfte des jährlichen Müllaufkommens ist schwer recycelbarer Bauschutt – Holz lässt sich fast zu 100 % recyceln und belastet das Müllaufkommen so kaum.

Zeitgleich wächst der Rohstoff naturnah und nachhaltig im Wald nach, wobei CO2 aktiv aus der Atmosphäre gebunden wird. Diese mehrfachen Klimaschutzeffekte sind einmalig und werden von keinem anderen Baustoff erreicht.

Weitere Informationen hierzu in der Broschüre „Stop CO2 jetzt“ der Fördergesellschaft des Bayerischen Zimmerer- und Holzbaugewerbes mbH.

Warum es eine gute Idee ist ein Holzhaus zu bauen – Prof. Dr. Hubert Röder im Interview

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