Wohnraumlüftung: ja oder nein?

Eine Studie des IBO sorgt für Aufklärung

Raumluft unter der Lupe: Eine Studie vergleicht kontrollierte Wohnraumlüftung mit Fensterlüftung
Credit: Tappler

14.08.2014 – Energieeffizientes Bauen gehört mittlerweile zum Standard, darum stellt sich auch hier die Frage nach einer gesunden und behaglichen Wohnsituation. Die Raumluft spielt dabei eine entscheidende Rolle. Daher wurden im Rahmen einer Studie des Österreichischen Instituts für Baubiologie und Bauökologie (IBO) und der MedUni Wien 3000 Einzelmessungen in Wohnräumen sowie über 570 Befragungen von Bewohnern durchgeführt, um eine wissenschaftlich fundierte Aussage zur Wohngesundheit geben zu können. Das Ergebnis: Wohnen mit Wohnraumlüftungsanlagen sorgt sowohl für bessere Raumluftqualität als auch für höhere Wohnzufriedenheit. Entsprechen beispielsweise die CO2-Konzentrationen bei Wohnhäusern, die Lüftungsanlagen hatten, größtenteils den Anforderungen, konnten über 80% der über Fensterlüftung belüfteten Wohnräume nicht die Mindeststandards halten.

Direkter Vergleich: „mit“ gegen „ohne Lüftung“

Die weltweit umfangreichste Erhebung zu diesem Thema dauerte mehr als drei Jahre, bei der über 120 neue, energieeffiziente Wohngebäude auf chemisch-physikalische Parameter untersucht sowie über 285 Erwachsene und Kinder befragt wurden. Neben der Erhebung der subjektiven Einschätzung der Luft, des Gesundheitszustands sowie des Wohlbefindens der Bewohner wurden im Bereich der wichtigsten Raumluftparameter (CO2, VOC, Formaldehyd, Luftfeuchte, Raumtemperatur etc.) über 3000 einzelne Messungen durchgeführt. Durch Einteilen in zwei Untersuchungsgruppen – eine Testgruppe mit Wohnraumlüftungsanlagen und eine Kontrollgruppe mit Fensterlüftung – sollte ein direkter Vergleich ermöglicht werden. Das erste Mal wurde drei Monate nach Einzug der Bewohner gemessen und befragt, eine Wiederholung fand 15 Monate nach Einzug statt.

Höhere Raumluftqualität durch Lüftungsanlagen

„Die Ergebnisse aus der Raumluftuntersuchung waren eindeutig: Wohnobjekte mit Wohnraumlüftungsanlagen erzielten bei sämtlichen Parametern für gesunde Raumluft im Mittel bessere Werte als rein über die Fenster belüftete Objekte und wiesen somit eine deutlich höhere Raumluftqualität auf“, so Peter Tappler, Studienleiter des Österreichischen Instituts für Baubiologie und Bauökologie (IBO). Mit 1340 ppm lag der durchschnittliche CO2-Wert in Wohnobjekten mit Wohnraumlüftungsanlage innerhalb des Mindesthygienestandards von 1400 ppm. Bei reiner Fensterlüftung war die mittlere CO2-Konzentration mit 1920 ppm auffällig erhöht. Bei Schadstoffen aus der Gruppe der VOC (flüchtige organische Verbindungen) verhielt es sich ähnlich: So wies weniger als ein Prozent der Wohnobjekte mit Wohnraumlüftungsanlagen, aber jedes zehnte, herkömmlich über Fensterlüftung belüftete Objekt zum zweiten Messzeitpunkt erhöhte Konzentrationen auf.

Problem: Luftfeuchte und trockene Augen

Lediglich im Bereich der Luftfeuchte im Winter zeigte sich bei Lüftungsanlagen Optimierungsbedarf – dies ist auf den deutlich höheren Luftwechsel zurückzuführen. Die Ergebnisse aus den Messungen deckten sich mit jenen der Befragungen: Trockene Augen wurden häufiger als Kritikpunkt in Wohnobjekten mit Wohnraumlüftungsanlagen angegeben, was nicht verwundert, da die im Rahmen der Studie geprüften Anlagen noch nicht mit moderner Feuchterückgewinnung und Bedarfsregelung ausgestattet waren.

Was Mediziner darüber sagen

In den Wohnobjekten mit Wohnraumlüftungsanlagen waren 87 % der Teilnehmer sehr zufrieden mit der Wohnsituation. Sie nahmen die Luftqualität deutlich positiver wahr als die Bewohner von Objekten mit reiner Fensterlüftung. „Auch aus medizinischer Sicht werden Lüftungsanlagen befürwortet. Die Ergebnisse machen ersichtlich, dass Wohnraumlüftungsanlagen die Gesundheit und das Wohlbefinden – entgegen gängiger Meinungen – positiv beeinflussen. Raumluftqualität und klimatische Zufriedenheit werden messbar gesteigert“, sagt dazu Assoz.-Prof. Dr. Hans-Peter Hutter, medizinischer Leiter der Studie und Oberarzt am Institut für Umwelthygiene der MedUni Wien. Sein Resümee: „Energieeffiziente Wohngebäude mit Wohnraumlüftungsanlagen sind zukunftsweisend. Anlass für diese umfangreiche Erhebung war die Frage, ob Lüftungsanlagen die Gesundheit der Bewohner beeinträchtigen. Obwohl die Luftfeuchte in den Wohnräumen noch zu gering ist, kann darauf ab sofort mit einem ‚Nein‘ geantwortet werden.“

Quelle: Institut für Baubiologie und Bauökologie (IBO), Wien

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